Abendgebet (Vesper) im Advent 2021
Abendgebet (Vesper) im Advent 2021
jeweils um 18:00 Uhr zum Abendläuten
und in den Andachten am Mittwochabend, 19:30 Uhr
Einige Vorschläge / Anregungen / Impuls / Gebete.
Weiteres im Evangelischen Gesangbuch unter den Nummern EG 467 bis 493 und 645+646 (Abendlieder) und 852 bis 859.2 (Abendgebete, angefangen mit Luthers Abendsegen).
Aus Psalm 91: EG 736
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
der spricht zu dem Herrn:
Meine Zuversicht und meine Burg,
mein Gott, auf den ich hoffe.
Denn er errettet dich vom Strick des Jägers
und von der verderblichen Pest.
Er wird dich mit seinen Fittichen decken,
und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.
Seine Wahrheit ist Schirm und Schild,
dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht,
vor den Pfeilen, die des Tages fliegen,
vor der Pest, die im Finstern schleicht,
vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.
Denn der Herr ist deine Zuversicht,
der Höchste ist deine Zuflucht.
Es wird dir kein Übel begegnen,
und keine Plage wird sich deinem Hause nahen.
Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen
und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
Gedanken und Gefühle / Impuls
Aus der Predigt von Pfr. Michael Brück für den 2. Advent 2021 zu Jesaja 63,15-64-3 (Bittgebet, Klage, Hilferuf des jüdischen Volkes)
Wir sind mitten im Advent, Zeit der Er-wartung,
Zeit der Kerzen, Lichter, Lieder, Tannengrün, Weihnachtsduft.
Und doch ist in diesem Jahr – immer noch und wieder –
vieles so ganz anders.
Wie ist das mit der Sehnsucht, guten Wünschen, Hoffnung!?
Bei mir will sich im zweiten Advent der Corona-Krise
irgendwie keine Vorfreude einstellen.
Ich bin müde, abgekämpft, verstimmt, verärgert, enttäuscht.
Sehenden Auges, wider allen Verstandes,
trotz Warnungen und Hilfsangeboten
ist manchen Menschen nicht zu helfen,
denen geholfen werden könnte.
Warum ist und wirkt vieles – immer noch – so
hilflos, planlos, ziellos, überfordert, selbstgerecht, hochmütig?
Dafür müssen viele weiterhin bangen.
Junge Menschen werden um ihre Zukunftschancen gebracht,
ältere und kranke Mitmenschen weiterhin isoliert,
Mitarbeitenden im Gesundheits- und Bildungswesen
noch mehr Belastungen zugemutet.
Mir scheint in diesem Jahr der Himmel verschlossen zu sein.
Ein undefinierbarer trüber Schleier & Dunkelheit
liegen über uns.
Ich schwanke zwischen Gefühlen
der lähmenden Depression, niederdrückenden Aggression
und einer kleinen, zerbrechlichen Hoffnung.
Ich will meine Sinne verschließen vor den Nachrichten.
Dennoch spüre ich tief in mir eine Sehnsucht.
Es kann doch nicht Gottes Wille sein,
dass wir verkümmert, schwach, mutlos,
ohne Ziel, Struktur und Orientierung dahintreiben?!
Advent ist auch eine Zeit für Briefe von Hilfsorganisationen.
Sie bitten um Hilfe für Menschen,
die wir leicht vergessen, schnell übersehen,
oft nicht mehr wahrnehmen –
beispielsweise die Flutopfer.
Ihr Schicksal können wir bestenfalls erahnen,
uns meistens jedoch nicht wirklich vorstellen.
Dank- und Fürbittengebet (Allgemeines Kirchengebet)
Wir sind eingeladen zum Gebet – miteinander und füreinander:
Ewiger, heiliger, allmächtiger Gott,
in Jesus Christus lieber, barmherziger himmlischer Vater.
Du bist ein Gott des Lebens.
Du hast Kranke geheilt und sogar Tote auferweckt.
Dein Sohn Jesus ist von den Toten auferstanden.
Du kennst die Not und Fragen,
Angst und Sorgen,
Zweifel und Verzweiflung,
die uns immer und immer wieder
in den Zeiten der Corona Krise belasten.
Lass deine Kraft in uns mächtig sein.
Heile unsere Wunden und stille unsere Sehnsucht.
Hilf den Kranken nach deinem Wohlgefallen.
Schenke ihnen deine Liebe, Hoffnung und den Glauben,
der dir vertraut – über Bitten und Verstehen.
Hilf uns teilen, was du uns auferlegst,
und tragen, was du uns auflädst.
Gib uns Geduld und Treue,
dass wir einander segnen,
stützen und stärken.
Wenn wir nicht mehr können, hilf uns auf.
Mach uns fähig und bereit,
den Nächsten beizustehen,
auch wenn der Ruf dazu
unseren Wünschen, Vorstellungen, Sympathien widerspricht.
Verleih uns den Mut und die Kraft,
das Kreuz und die Not unserer Mitmenschen mitzutragen.
Lass uns erfahren,
dass wir dabei mit dir selbst auf dem Weg sind.
Sei bei den Ärztinnen und Ärzten,
den Schwestern und Pflegern,
den Mitarbeitenden im Gesundheits- und Bildungswesen,
den Rettungskräften und Polizisten,
den Politikern und Arbeitgebern,
den Verantwortlichen in unseren Gemeinden,
allen, die in dieser Zeit besondere Verantwortung tragen
und schwerwiegende Entscheidungen treffen müssen.
Du hast uns deinen guten Geist geschenkt,
den Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit.
Bewahre uns vor Hektik und Panik, Frust und Ärger,
Verbitterung und Wut, Enttäuschung und Gewalt,
aber auch vor Feigheit, selbstgefälliger Bequemlichkeit,
Hochmut und mangelndem Sozialverhalten.
Öffne uns Herzen und Sinne, Mund und Hände,
damit wir mit Überlegung und Verstand,
in Liebe, verständnisvoll und wertschätzend
das Leben jener hüten und schützen,
die unserer Versorgung, Fürsorge und Verpflichtung
anvertraut sind und uns brauchen,
mit denen wir das Leben teilen.
Wir bitten dich um Heilung und Hoffnung –
wo Konflikte und Krisen, Katastrophen und Krankheiten
Gräben aufgezeigt oder gerissen haben.
Wir bitten dich
um Frieden und Versöhnung, Liebe und Verständnis,
wo es möglich und nötig ist.
Hüte deine Kranken.
Lass deine Müden ruhen.
Segne deine Sterbenden.
Tröste deine Leidenden.
Erbarme dich deiner Traurigen.
Richte auf deine Gebeugten.
Sei bei deinen Verzagten.
In der Stille können wir Gott
unsere persönlichen Anliegen sagen:
– Stilles Gebet.
Du sei bei uns, Gott.
Wir beten weiter mit den Worten,
die Jesus Christus uns geschenkt hat:
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld.
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Abendlied: EG 482 (Text: Matthias Claudius 1779)
1 Der Mond ist aufgegangen,
die gold‘nen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
3 Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.
5 Gott, lass dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglich‘s trauen,
nicht Eitelkeit uns freu‘n;
lass uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein.
7 So legt euch, Schwestern, Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und lass uns ruhig schlafen.
Und unsern kranken Nachbarn auch!
Abendgebet
Herr, unser Gott,
wir bitten dich in dieser Abendstunde
für alle deine Kinder:
lass sie Ruhe finden bei dir von allen ihren Werken.
Wir bitten dich für alle,
die du mit deiner reichen Güte beschenkt hast:
bewahre sie vor Hochmut,
dass sie dich allein fürchten und ehren.
Wir bitten dich für alle,
die gebeugt sind:
richte sie auf mit dem Wort deiner Liebe.
Wir bitten dich für alle Glieder unserer Gemeinde:
geleite sie durch dieses Leben in dein ewiges Reich.
Wir bitten dich für alle,
die uns lieb und wert sind:
erhalte sie in deinem Schutz und Frieden.
Wir bitten dich für alle,
die uns fremd und feind sind:
nimm weg, was uns trennt,
und schenke uns Frieden und Eintracht.
Wir bitten dich für alle,
die einsam und verlassen sind:
kehre ein bei denen, die deiner bedürfen.
Wir bitten dich, Herr,
dass bald komme dein Tag:
lass uns dein Licht aufgehen
und erwecke uns zu neuem Leben.
Amen.
Gebet von Dietrich Bonhoeffer
Barmherziger Gott.
Zu dir rufe ich.
Hilf mir beten
und meine Gedanken und Gefühle sammeln zu dir.
Ich kann es nicht allein.
In mir ist es finster,
aber bei dir ist das Licht.
In bin einsam,
aber du verlässt mich nicht.
Ich bin kleinmütig,
aber bei dir ist die Hilfe.
Ich bin unruhig,
aber bei dir ist Frieden.
In mir ist Angst und Sorge,
aber bei dir ist Liebe und Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht,
aber du weißt einen guten Weg für mich.
Du hast mir viel Gutes erwiesen.
Lass mich auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen.
Du wirst mir nicht mehr auflegen, als ich tragen kann.
Du lässt deinen Kindern alle Dinge zum Besten dienen.
Herr, was dieser Tag, diese Nacht auch bringt,
dein Name sei gelobt.
Amen.
Abendlied und Segen: EG 481 (Text: Gerhard Tersteegen)
5) Ein Tag, der sagt dem andern,
mein Leben sei ein Wandern
zur großen Ewigkeit.
O Ewigkeit, so schöne,
mein Herz an dich gewöhne,
mein Heim ist nicht in dieser Zeit.